Mehr als ein Schmerzmittel: Dr. Hidayatov über die Vielfalt von Medizinalcannabis bei Epilepsie

Erstellt am:22.06.2025- Zuletzt aktualisiert:24.07.2025

Epilepsie ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen weltweit und geht oft mit erheblichen Schmerzen, Krampfanfällen und Einschränkungen im Alltag einher. Während klassische Antiepileptika für viele Patient:innen hilfreich sind, stoßen sie bei anderen an ihre Grenzen – sei es durch mangelnde Wirkung oder belastende Nebenwirkungen. In den letzten Jahren hat sich Medizinalcannabis als ergänzende Option etabliert. Dr. Akif Hidayatov, Facharzt für Anästhesie, Schmerztherapie und Notfallmedizin, berichtet aus seiner langjährigen Erfahrung, wie unterschiedlich Medizinalcannabis wirken kann, welche Einsatzmöglichkeiten es speziell bei Epilepsie gibt und was Patient:innen wissen sollten.

Dr. Hidayatov erklärt verschiedene Cannabis-Medikamente in einer hellen, modernen Praxis.

Diese ExpertInnen wurden für diesen Beitrag interviewed

  • Medizinalcannabis bietet vielfältige Therapieoptionen bei Epilepsie.
  • THC und CBD wirken unterschiedlich und ergänzen sich.
  • Individuelle Dosierung und ärztliche Begleitung sind entscheidend.
  • Viele Patient:innen profitieren von weniger Schmerzen und Anfällen.
  • Weniger Nebenwirkungen als klassische Schmerzmittel.
  • Bürokratie und Stigmatisierung bleiben Herausforderungen.
  • Geduld und Aufklärung sind für den Therapieerfolg wichtig.

Ich bin Akif Hidayatov. Ich bin Facharzt für Anästhesie. Aber Zusatzbezeichnung im spezielle Schmerztherapie und Zusatzbezeichnung im Notfallmedizin und Zusatzqualifikation Verkehrsmedizinische Begutachtung nach Paragraf 65. Also erster Kontakt war im Kemper Hof Klinik, wo ich meine Zusatzbezeichnung für Schmerztherapie gemacht habe. Da haben wir dann Patienten zuerst mit Kinderkrankentraten eingestellt und da habe ich erst mal gesehen, dass Patienten vertragen diese Medikamente ganz gut und manchmal manche Psychopharmaka oder Opiaten nicht ausreichend genug helfen gegen Schmerzen und man konnte das super zusätzlich mit Cannabinoiden, die einstellen.

So meine opathische Schmerzen und Verträglichkeit. Wie gesagt, vom Patienten war ganz gut. Auch Patienten, die irgendwelche eingeschränkte Funktionen oder Funktionen hatten, wo man bestimmte Medikamente nicht verwenden konnte. Man konnte ganz gut mit ihnen arbeiten. Inhalator Form konnte im Krankenhaus man nicht verwendet verwenden, also war Idee, dass man so bei Vulkan und dieser Ballon, sage ich mal quasi für Patienten vorbereitet in einem Raum in sein Zimmer bringt.

Nur es ist nicht umsetzbar im Krankenhaus, weil da liegen dann im Innenraum mehrere Patienten, so dass rein theoretisch andere würden dann unter passive ja passiv inhalieren, sage ich mal und das war nicht umsetzbar. Aber mit Konzentrate habe ich dann konnte ich da arbeiten einsetzen bei Patienten. Ich habe mich intensiv über Cannabis auch informiert. Also es ist so, dass in Geschichte der Menschheit es schon über 6000 Jahren Mensch benutzten Cannabis.

Das ist nicht was neues. Also unsere Körper macht auch für uns Cannabis. Alle Säugetiere haben endokrine System endokrine Interzeptoren. Natürlich gibt es Leute, die das nicht aus medizinischen Gründen konsumieren, sage ich mal als Genussmittel. Nur da unterscheide und unterscheide ich ganz streng, sage ich mal diejenige, die dann aus Genuss Zwecken das benutzen oder als Medikament. Weil bei Medikamenten ist es im Prinzip egal, welcher Stoff man benutzt.

Wenn das legal zugelassene Substanz also Patient hat ein anderes Ziel, also Patient möchte seine Beschwerden lindern und Aufgabe von Arzt im Prinzip das Substanzen zu verwenden zugelassene Substanzen, um diese Linderung zu erreichen. Und jeder in Deutschland hat Recht auf Schmerzfreiheit. Das ist auch gesetzlich verankert und ich denke, das fällt viel Aufklärungsarbeit bei. Meine Kollegen, die das nur beurteilen.

Wie du sagst, aus anderer Sicht Das ist was illegal ist oder das ein Droge oder so, aber dass ein Medikament zugelassenen Medikamenten seit 2017 und jeder Arzt der Approbation hat, also ist in der Lage abzuschätzen, ob er Patienten damit helfen kann oder nicht. Hier, also in der Pflanze drin, gibt es über 100 da Cannabinoiden THC und das sind die bekannteste.

Aber so über 100 der Cannabinoiden gibt. Sehr begehrt sind Beeren und wie sie alle heißen, unabhängig von Cannabinoiden. In der Pflanze Gibt es noch Therapien, gibt es verschiedene Therapien? Gibt es so Schmerzen entzündungshemmende oder angstlösende? Und dann, unabhängig davon, gibt es noch Flavinoiden und es ist so, dass das diese Substanzen interagieren miteinander und entsteht so Entourage Effekt und wie diese Cannabinoiden und interagieren mit Patient eigene endokrine system also vorher es ist nicht klar, und die einzige Möglichkeit, das auszuprobieren.

Also bei Pflanzen gibt es Unterschiede. Da gibt es so Seite über Pflanze Indikatoren zu dieser Wort nur beschreibt wie Pflanze aussieht sei Zimmerpflanze ist relativ groß oder zwei 3 Meter hoch. Kann sein okay ist klar. In Buche gibt es noch territoriale Fest wächst im Kaukasus aber nichts als medizinisches zugelassen Gibt es solche Kreuzungen von Indica gibt es ausbalancierte hybride Seite, wo der genannte Indica dominante über diese.

Die wirken sehr unterschiedlich. Also vorher kann man gar nicht sagen, also wie ein Mensch reagiert. Wie gesagt, man probiert und probiert das aus und gibt dann Art Rückmeldung, wie das gewirkt hat. Und nach einem paar Rückmeldungen kann man ungefähr so quasi Richtung dann schon sehen, um welche Richtung das alles geht und dann guckt man dann nach Verbrauch wie viel Verbrauch, dann wird es ändern.

Ob das in welche Form wird das aussehen und das jetzt Tropfen oder Blüten oder Tropfen und Blüten oder andere Formen von Cannabinoiden? Vorher kann man das auch nicht sagen. Nur es ist so, dass in Deutschland bei alle Betäubungsmitteln es ist. Man soll mit einer Form anfangen, Tropfen oder kapseln und dann erst mit schnell wirkende Formen ergänzen. Um das jetzt Blüten oder THC Pen.

Einzige Ausnahme das ist logischer Patienten bei onkologische Patienten. Man kann direkt mit schnell wirkender Cannabinoiden anfangen, aber sonst bei alle andere Formen und dann Ergänzung mit schnell wirkende Form. Es ist im Europa und im Deutschland ist so, in USA zum Beispiel ist es nicht so, da geht es so im Fernsehen Werbung über Add on oder schnell wirkende Add on und Problematik bei schnell wirkender bei den Mitteln, dass sie also Pegel steigt relativ schnell und wenn sie dann Schmerz lindern der Effekt dann bekommen von ein Medikament das kann relativ schnell süchtig machen und die hier möchte dann quasi noch mal diese Effekt wiederholen, aber dann braucht man wieder mehr.

Also quasi am Anfang und deswegen in Deutschland und in Europa. Also über die Tat bitte ermitteln und dann eher Ergänzung mit schnell wirkende Form. Es ist auf jeden Fall es ist so das wichtig, dass das Arzt das kontrolliert das weil es ist trotzdem Betäubungsmittel. Wenn durch die Legalisierung sage ich mal, dass es nicht mehr ein Betäubungsmittel dann für mich.

Das wäre dann zum Beispiel Erleichterung, dass das ich muss dann nicht mehr diese Betäubungsrezepten benutzen diese BTM Rezepten sind auch streng reguliert und ich bin Dokumentationspflicht. Das ist so ganz viele Sachen, die man auch dokumentieren soll. Das wäre dann zum Beispiel leichter dann. Und Patienten für Patienten ist es im Prinzip ja. Es ist wichtig, dass sie das aus der Apotheke bekommen, sage ich mal, weil es kontrolliert gerne, weil das ist die beste Qualität, was man überhaupt bekommen kann durch Legalisierung dann dann werden Leute, die das aus andere Zwecken aus Genusszwecken das verwenden, also die werden dann Einlauf Stelle haben wo sie das bekommen sage ich mal und sie werden dann nicht mehr versuchen dann zu

meiner Praxis oder was bekommen. Weil manchmal habe ich auch solche Personen die versuchen auf Rezept sage ich mal Cannabis als Medikament gibt, aber wenn keine Diagnosen gibt. Also ich kann das nicht machen, das geht nicht. Es muss schon ein Grund sein, aber für mich ist es eine Erleichterung, wenn das legalisiert ist, dann dann gibt es die, die die Patienten, die suchen dann eine Linderung und die die ausgenutzt Zwecken, dann verwenden dann diese Verfahrens und dann sage ich mal, gibt es unterschiedliche Reaktionen.

Im Prinzip alle Patienten. Man teilt auf die, die schon Erfahrung mit Cannabis hat und die, die gar keine Erfahrung haben. Wenn mir so über ältere Patienten, sage ich mal sprechen, also für die, also Cannabis Präparate sind, sie werden mir das beurteilen als Droge sage ich mal als Opiaten oder andere Medikamenten gab es schon paar ältere Patienten, wo haben gesagt okay, sie haben das überlegt und dagegen entschieden, weil sie wollten nicht in diese Schiene, dass sie dann quasi irgendwelche Drogen dann nehmen kann dann wie viele Therapien davor, wie viele Patienten und mir erzählt etwas, was er bis jetzt gemacht hat.

Also das circa eine Stunde, manchmal noch länger, bis wir so ein bisschen sortiert haben und dann machen wir dann Plan. Also Cannabis allein ist kein Allheilmittel. Man kann viele Sachen damit natürlich verbessern, aber am meisten haben Schmerzpatienten also so verschiedene Substanzen in kleine Menge. Aber dann hat wenige Nebenwirkungen. Bin mir, sage ich mal verschiedene Substanzen in kleine Mengen minus haben als wir bei einer Substanz bleiben und mit größerer Menge versuchen das irgendwie zurechtzukommen am meisten das Enden endet mit irgendwelchen Nebenwirkung.

Ja, ich sehe das auf jeden Fall als Vorteil. Also man kann das ergänzen, quasi der Haupttherapie. Man sieht, dass das Patienten, die schon Opiaten haben mit Opiaten eingestellt sind, dass man bei Sicherung von Opiaten auch runterschrauben kann, weil Opiaten abhängig von Dosis. Sie haben auch Einfluss auf uns kann. Das Bewusstsein wird, so sage ich mal, gedämpft oder dass sie dann sagen das sind so wie im Water gepackt und oder müde Müdigkeit, also das das geben auch Opiaten und wenn man kann, dann inoiden.

Zusätzlich nimmt man Dosis reduziert am Opiaten dann Patienten werden dann wacher und dann haben sie mehr von Leben gern. Ziel ist nicht, dass man jemand einstellen, dass er liegt in die Ecke bewegt sich nicht und keine Schmerzen haben, sondern dass Patient, das Patienten mehr vom Leben hat, mehr Lebensqualität hat. Das ist ja auf jeden Fall. Also Schmerz lindern.

Der Effekt ist da. Also die durch Cannabinoiden, also viele, also Lebensstil wird auch verändert, also sie bekommen sie werden dann mehr Beweglichkeit also Cannabinoiden haben auch muskelrelaxierende Effekt wobei Rucken Geschichten ganz gut zu verwenden. Oder wie gesagt, Patienten, die irgendwelche eingeschränkte Organfunktion haben, Niereninsuffizienz, Leberinsuffizienz, weil da Cannabis hat keine direkte Einfluss auf diese Werten. Also da kann man Cannabis unbedenklich benutzen.

Wo wieder bei Opiaten oder bei anderen Substanzen muss man schauen wie ist jetzt aktuell Organfunktion? Weil bei Nieren über die Nieren Funktion bestimmter Opiaten sie kumulieren im Körper obwohl man das normal regelmäßig das verwendet, aber trotzdem diese Metaboliten verlassen Körper aber trotzdem Rest noch bleibt in die Körper drin und das Sammeln sozusagen, bis dann noch mehr müde wird oder so, weil bei Cannabinoiden gibt es auch gewisse Toleranz kann entstehen und deswegen ist es wichtig, dass bestimmte Zeit Patient wechselnd entweder Sorten oder Konzentraten.

Bei Opiaten macht man das auch so zum Beispiel sogenannte Opiatreduktion. Das heißt, wenn jemand ein Jahr lang, sage ich mal ein Opiatnimmt und hat keine Schmerzen lindern, der Effekt trotz Dosis erhöhen und dann macht man auch da Opiate, sondern dann gibt es so Umrechnung stabelle, wo man dann andere Substanzen nimmt. Bei Cannabis. Also es ist für medizinisches Cannabis.

Also das kann man bei viele Erkrankungen verwenden, weil Cannabis in unsere Körper reguliert Schlaf und wenn man dann ins System reguliert unser Immunsystem und Schmerz oder Stresswahrnehmung und viele Erkrankungen kann man in eine solche Spalter sage ich mal einordnen. Weil wenn jemand so chronische Schmerzen hat, also man spricht heutzutage über Bio psychosoziale Modell, also Bio, dass etwas kaputt geworden im Körper, Psycho, dass unsere Psyche leidet.

Wir haben eine Erkrankung der uns einschränken unsere Lebens in unserer Leben und wir werden dann depressiv zum Beispiel davon und dann kommen dann soziale Komponente, soziale Komponente, dass das Leute haben Schmerzen, jemand hat angerufen kommen wir gehen im Stadt was trinken oder spazieren gehen. Er kann nicht wegen Schmerzen und dann hat jemand einmal, zweimal, dreimal angerufen und dann viertes Mal ruft keiner mehr an und Patient kommt nicht alleine aus.

Dieser Teufelskreis raus. Und mit Cannabinoiden zum Beispiel. Es ist, es ist aktuell. Das ist eher Ergänzung, sage ich mal für Haupttherapie. Aber wenn man durch kann ein inoiden andere chemische Substanzen reduzieren kann also dann ich sehe große Potenzial und dass man weniger chemische Substanzen zu sich nimmt, wenn man mit 20 Substanzen jemand analysieren kann. Bei Autoimmungeschichten, da benutzen wir zum Beispiel auch mehr Richtung CBD als aber der hat so starke immun modulieren entzündungshemmende Effekt, ohne dass das Bewusstsein stark beeinflusst wird, aber bestimmt.

Das wirkt auch schwach für zum Beispiel, und das ist interessant für Patienten, die wollen zum Beispiel zuerst mit der Arzt nichts zu tun haben, sage ich mal, weil sie bedenken auch wegen fahren oder wegen irgendwelche Nachteile für sich. Zu bekommen in diesem Gesetz hat das soweit reguliert. Gibt es diese Fälle, wo das im Prinzip alle da drin stehen, dass auch Leute, wenn sie bitte Mittel nehmen aus medizinischen Zwecken, egal welche BTM, dass sie auch trotzdem in der Lage zu fahren sind.

Das weil das ist auch gewisser Lebensqualität gehen Mobilität dass viele Leute auch angewiesen auf Auto selbstständige Leute und für mich weil es so mehrere Unklarheiten gibt oder Interessenkonflikte sage ich mal oder leider in manchen Behörden es ist tatsächlich, sage ich mal, sitzen Leute, die nicht so hundertProzentig informiert bezüglich diese Thematik und deswegen habe ich mich weiter qualifiziert, so ich dann Verkehrs, Arzt oder verkehrsmedizinische Begutachtungen machen kann und dann sie sich dann intensiver mit dieser Thematik mich beschäftige.

Weil auch bei Polizei zum Beispiel ist es so, dass in unserer Region sage ich mal, sie sind auch nie so 100 Prozentig so informiert, in Berlin zum Beispiel. Also sie machen solche Schulungen auch was mit Cannabis zu tun hat und und und und. Wir leben in einem Rechtsstaat und jeder muss eigene Rechte kennen und Regeln auch kennen. Weil bei Cannabis, weil jede Betäubungsmittel gibt so eigene Regeln und wenn man diese Regeln auf diese Regeln achtet.

Also grundsätzlich gibt es keine Probleme, weil das ist ein Medikament wie jeder andere und deswegen eine ausführliche Aufklärung, dass sie dann auch alle Papiere in Ordnung haben, sodass auch für Behörde auch ersichtlich, was da gemacht wurde und Patienten, meine Patienten, also sie werden dann im Bett sind dann Monthly, Sie geben Rückmeldung bezüglich Therapie, also wie Therapie wirkt, gehen.

Welche Wirkung auf deren Beschwerden zeigen diese Therapie und ob irgendwelche Nebenwirkungen gab es und auch Verbrauch. Wie viel verbrauchen Leute jetzt aktuell? Und wenn da irgendwelche große JA Veränderungen gibt, dann muss ich dann aktiv nachfragen, was ich jetzt ein mal wo ich was für Problem gab oder gibt es zum Beispiel vielleicht jemand gestorben und er hat so mehr psychische Belastung, was seine Schmerzen getriggert hat.

Aber dann wenn Behörde dann zum Beispiel nachfragt bezüglich Unterlagen, dann können wir das alles dann liefern, wo man dann sieht, okay, dass er dann regelmäßig dann Rückmeldung gibt und einmal pro halbes Jahr, wir machen so Verlaufskontrolle ist das Patient kommt hierher und wir besprechen, wie die letzte sechs Monaten waren, sodass ich Indikation für weitere Verschreibung für Betäubungsmittel dann überprüfe, weil wenn Patient profitieren davon, dann kann man Therapie weiterführen nach dem sechs Monaten noch mal das kontrollieren.

Wenn jemand aber nicht profitiert, dann dann hat keinen Sinn das weiter zu verwenden.

Medizinalcannabis: Ein Überblick über die Vielfalt der Formen und Wirkstoffe

„Cannabis ist kein neues Medikament – es wird seit über 6.000 Jahren vom Menschen genutzt“, erklärt Dr. Hidayatov. Was viele nicht wissen: Die Cannabispflanze enthält über 100 verschiedene Cannabinoide, von denen THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) die bekanntesten sind. Doch auch andere Substanzen wie Flavonoide und Terpene spielen eine Rolle.

Im medizinischen Alltag werden verschiedene Darreichungsformen genutzt:

  • Blüten: Sie werden meist inhaliert, wirken schnell, aber oft nur kurz und können psychoaktive Effekte haben.
  • Extrakte und Öle: Sie lassen sich präzise dosieren, wirken langsamer, aber dafür länger und werden bevorzugt bei chronischen Erkrankungen eingesetzt.
  • Kapseln, Tropfen, Sprays: Besonders geeignet für Patient:innen, die keine Inhalation wünschen oder vertragen.

Dr. Hidayatov betont: „Die Wahl der Form hängt immer von der individuellen Situation, der Erkrankung und den Bedürfnissen der Patient:innen ab. In der Schmerztherapie ist es wichtig, eine stabile, gleichmäßige Wirkung zu erzielen – deshalb setzen wir meist auf Extrakte oder retardierte Präparate.“

Das Endocannabinoid-System: Warum Cannabis bei Nervenerkrankungen wirkt

Der menschliche Körper verfügt über ein eigenes Endocannabinoid-System – ein Netzwerk von Rezeptoren, das an der Steuerung von Schmerz, Entzündungen, Stimmung, Schlaf und mehr beteiligt ist. „Alle Säugetiere haben dieses System“, erklärt Dr. Hidayatov.

Cannabinoide wie THC und CBD binden an diese Rezeptoren und entfalten so ihre Wirkung. „THC wirkt vor allem schmerzlindernd, muskelentspannend und appetitanregend, während CBD antientzündlich und krampflösend ist – letzteres ist speziell bei Epilepsie von Bedeutung.“

Einsatz von Medizinalcannabis bei Epilepsie: Wann, wie, für wen?

Nicht jede:r Epilepsie-Patient:in profitiert gleichermaßen von Medizinalcannabis. Dr. Hidayatov erläutert: „Wir setzen Cannabis vor allem dann ein, wenn klassische Medikamente nicht ausreichend wirken oder zu starke Nebenwirkungen verursachen.“ Besonders bei therapieresistenter Epilepsie – also wenn mehrere Medikamente erfolglos ausprobiert wurden – kann Cannabis eine zusätzliche Option sein.

Wichtig ist die individuelle Einstellung: „Jede Patientin, jeder Patient reagiert anders. Es gibt keine Standarddosis. Wir beginnen immer mit einer niedrigen Dosis und steigern langsam, um die optimale Wirkung bei möglichst wenigen Nebenwirkungen zu finden.“

Bei Kindern und Jugendlichen ist besondere Vorsicht geboten. „Hier gelten strengere Indikationsstellungen und Dosierungsempfehlungen. In Deutschland ist CBD für bestimmte Formen der kindlichen Epilepsie zugelassen und hat in Studien die Anfallshäufigkeit deutlich reduziert.“

Schmerzen bei Epilepsie: Ein oft unterschätztes Problem

Epilepsie ist nicht nur eine Erkrankung der Anfälle. Viele Betroffene leiden unter chronischen Schmerzen – sei es durch Muskelkrämpfe, Verspannungen nach Anfällen oder Begleiterkrankungen wie Migräne und Nervenschmerzen. Schmerz ist ein häufiger, aber oft übersehener Aspekt bei Epilepsie.

Hier kann Medizinalcannabis gleich mehrfach wirken: Es lindert nicht nur die Schmerzen selbst, sondern kann auch die Häufigkeit und Intensität der Anfälle beeinflussen. Zudem verbessert es häufig den Schlaf, was wiederum die Schmerzschwelle erhöht.

Praktische Erfahrungen aus der Schmerztherapie: Dosierung, Nebenwirkungen, Alltag

Dr. Hidayatov beschreibt, wie die Umstellung auf Medizinalcannabis in der Praxis abläuft: „Wir testen die ersten Einnahmen in einer geschützten Umgebung, beobachten die Wirkung und passen die Dosis individuell an. Besonders wichtig ist die Dokumentation."

Viele Patient:innen berichten, dass sie andere Medikamente reduzieren oder absetzen konnten. „Vor allem Opioide, die oft starke Nebenwirkungen haben, können durch Cannabis häufig ersetzt oder zumindest verringert werden. Das steigert die Lebensqualität enorm.“

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Müdigkeit, Mundtrockenheit oder leichter Schwindel. „Diese Symptome sind meist mild und verschwinden nach kurzer Zeit. Im Gegensatz zu klassischen Schmerzmitteln verursacht Cannabis keine Organschäden, keine Abhängigkeit im medizinischen Kontext und keine bekannten Todesfälle.“

Darreichungsformen: Welche Cannabisprodukte sind bei Epilepsie sinnvoll?

Die Auswahl des richtigen Präparats ist entscheidend für den Therapieerfolg. Dr. Haidayatov erläutert:

  • Extrakte: „Sie bieten eine gleichmäßige, gut steuerbare Wirkung und sind für die Dauertherapie am besten geeignet. Sie können individuell auf das Verhältnis von THC zu CBD eingestellt werden.“
  • Blüten: „Sie wirken schnell, sind aber weniger gut steuerbar und können psychoaktive Effekte haben. Bei Epilepsie sind sie daher eher die Ausnahme.“
  • Öle und Tropfen: „Sehr gut geeignet für Kinder und Menschen, die keine Inhalation wünschen.“

Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Apotheken ist dabei wichtig. „Nicht jede Apotheke kennt sich mit Cannabis aus. Eine gute Beratung zu Dosierung, Wechselwirkungen und Anwendung ist unerlässlich.“

Unterschiede zu anderen Schmerzmitteln: Vorteile und Besonderheiten von Cannabis

Im Vergleich zu klassischen Schmerzmitteln wie Ibuprofen, Paracetamol oder Opioiden bietet Medizinalcannabis einige Vorteile:

  • Keine Organtoxizität: „Leber, Niere und Herz werden nicht geschädigt – auch bei Langzeitanwendung.“
  • Geringes Abhängigkeitspotenzial: „Im medizinischen Kontext ist die Gefahr einer Sucht sehr gering.“
  • Wenig Wechselwirkungen: „Cannabis interagiert kaum mit anderen Medikamenten.“
  • Breites Wirkspektrum: „Wir können nicht nur Schmerzen, sondern auch Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Krämpfe behandeln.“

Dr. Hidayatov betont: „Bei Epilepsie ist es besonders wichtig, Nebenwirkungen zu vermeiden. Viele klassische Medikamente machen müde, benommen oder beeinträchtigen die Konzentration. Cannabis kann hier eine schonendere Alternative sein.“

Herausforderungen in der Praxis: Bürokratie, Stigmatisierung, Aufklärung

Trotz der positiven Erfahrungen gibt es noch viele Hürden. „Die Bürokratie ist enorm. Der Antrag bei der Krankenkasse ist aufwendig, es braucht Gutachten und Geduld.“ Auch die gesellschaftliche Stigmatisierung ist ein Problem. „Viele Menschen, aber auch Kolleg:innen, denken bei Cannabis immer noch an Drogenmissbrauch. Dabei ist es ein zugelassenes Medikament mit klarem medizinischen Nutzen.“

Dr. Hidayatov sieht hier großen Aufklärungsbedarf: „Wir müssen zwischen Genussmittel und Medikament klar unterscheiden. Patient:innen wollen ihre Beschwerden lindern, nicht berauscht sein. Jede:r in Deutschland hat ein Recht auf Schmerzfreiheit – das ist sogar gesetzlich verankert.“

Wissenschaftliche Evidenz: Was die Studienlage zeigt

Die Wirksamkeit von Medizinalcannabis bei Epilepsie und chronischen Schmerzen ist wissenschaftlich gut belegt. Große Studien zeigen, dass CBD die Anfallshäufigkeit bei therapieresistenter Epilepsie deutlich senken kann. Auch bei chronischen Nervenschmerzen und Spastiken berichten viele Patient:innen von einer Verbesserung der Lebensqualität.

Dr. Hidayatov ergänzt: „Die Forschung steht nicht still. Immer mehr Cannabinoide werden untersucht, und wir lernen ständig dazu. Der sogenannte Entourage-Effekt – also das Zusammenspiel verschiedener Pflanzenstoffe – scheint eine wichtige Rolle zu spielen.“

Patientenorientierte Therapie: Zuhören, Vertrauen, gemeinsam entscheiden

Für Dr. Hidayatov steht der Mensch im Mittelpunkt. „Jede Therapie ist individuell. Wir hören zu, nehmen die Sorgen ernst und entscheiden gemeinsam, ob und wie Cannabis eingesetzt werden kann.“ Die partnerschaftliche Beziehung ist entscheidend für den Erfolg. „Viele Patient:innen sind sehr gut informiert, wissen genau, was sie schon ausprobiert haben. Das erleichtert die Therapieplanung.“

Er empfiehlt, offen mit dem Umfeld zu sprechen. „Wer ehrlich erklärt, warum er Cannabis nutzt, kann Vorurteile abbauen. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Ärzt:innen, Apotheken und Angehörigen ist wichtig.“

Tipps für Patient:innen: So gelingt der Weg zur Cannabistherapie

Aus seiner Erfahrung gibt Dr. Hidayatov folgende Tipps:

  • Geduld haben: Der Weg zur Cannabistherapie ist oft lang und bürokratisch, lohnt sich aber.
  • Gut informieren: Seriöse Quellen nutzen, mit anderen Betroffenen sprechen, spezialisierte Ärzt:innen aufsuchen.
  • Antrag bei der Krankenkasse: Frühzeitig starten, alle Unterlagen sammeln, ggf. Unterstützung holen.
  • Individuelle Dosierung: Mit niedriger Dosis beginnen, langsam steigern, regelmäßig Rücksprache halten.
  • Offenheit im Alltag: Mit Familie, Freunden und Arbeitgebern sprechen, Vorurteile abbauen.

Fazit: Medizinalcannabis als Chance für Menschen mit Epilepsie und Schmerzen

Für Dr. Akif Hidayatov ist Medizinalcannabis eine wertvolle Ergänzung in der Schmerztherapie – besonders bei Epilepsie, wenn klassische Medikamente nicht ausreichen. Entscheidend sind eine individuelle, ärztlich begleitete Behandlung, fundierte Aufklärung und der offene Dialog über Chancen und Grenzen.

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Häufig gestellte Fragen

Ja, für bestimmte seltene schwere Epilepsieformen im Kindesalter ist ein CBD-Medikament zugelassen. Kinder ab zwei Jahren mit Dravet- oder Lennox-Gastaut-Syndrom können unter engmaschiger Überwachung Cannabidiol (Epidyolex®) erhalten.5 In anderen Fällen entscheidet der Arzt individuell über einen off-label Einsatz.

5 Suraev, A., Lintzeris, N., Stuart, J. et al. Composition and Use of Cannabis Extracts for Childhood Epilepsy in the Australian Community. Sci Rep8, 10154 (2018). https://doi.org/10.1038/s41598-018-28127-0

Es gibt einige Berichte von Betroffenen oder Eltern, die über weniger Anfälle dank CBD berichten. Die mediale Berichterstattung über spektakuläre Einzelfälle hat die Erwartungen erhöht. Man sollte solche Fallberichte aber mit Vorsicht betrachten, da es sich um subjektive Erfahrungen handelt.

Bei medizinischer Anwendung unter ärztlicher Aufsicht ist das Abhängigkeitsrisiko von Medizinalcannabis gering, da die Dosis und die Verschreibungsmenge sorgfältig von dem/der behandelnden Ärzt:in überwacht werden.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind u. a. anfängliche Müdigkeit, Schwindel oder trockener Mund.4 Die meisten Nebenwirkungen treten zu Beginn der Therapie auf und lassen mit der Zeit nach. Durch eine ärztliche Begleitung und individuelle Dosierung können die Nebenwirkungen minimiert werden. Bei Unsicherheiten sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin.

4 Bar-Lev Schleider L, Mechoulam R, Sikorin I, Naftali T, Novack V. Adherence, Safety, and Effectiveness of Medical Cannabis and Epidemiological Characteristics of the Patient Population: A Prospective Study. Front Med (Lausanne). 2022 Feb 9;9:827849. doi: 10.3389/fmed.2022.827849.