Erstellt am:22.06.2025- Zuletzt aktualisiert:24.07.2025
Die Behandlung schwerer Nervenkrankheiten stellt Ärztinnen und Ärzte sowie Betroffene immer wieder vor große Herausforderungen. Besonders bei Erkrankungen wie Epilepsie oder seltenen Tumoren wie dem Aderhautmelanom stoßen klassische Therapien oft an ihre Grenzen. In diesem ausführlichen Arztbericht berichtet Dr. Udo Dietrich von seinen Erfahrungen mit Medizinalcannabis als ergänzende Therapie.
Ein Name ist Dr. Udo Dietrich. Ich arbeite hier in der Carl Hansen Klinik in Bad Nibspringe. Bin Facharzt für Anästhesie und seit zehn zwölf Jahren spezialisiert auf Schmerzmedizin und arbeite auch entsprechend. Das heißt, ich habe eine Abteilung für stationäre multimodale Schmerztherapie und zusätzlich habe ich noch eine Kassenarzt Zulassung und behandle auch noch ambulant entsprechend. Chronische Schmerzpatienten. Ich bin aufgewachsen in Schönen aus Friesland in Emden, habe dort Abitur gemacht, war zwischendurch ein Jahr in den USA als Austauschschüler, bin dann nach dem Abitur in den Zivildienst in den Rettungsdienst gegangen, um dann zu denken okay, KFZ Ingenieur vielleicht doch nicht.
Versuch's mit Medizin. Und durch Zufall habe ich auch Medizin Studienplatz bekommen. Habe dann dort in Gießen studiert, bin die ganze Zeit Rettungsdienst gefahren, weil in meinem Ursprung bin ich Rettungsmediziner gewesen. Habe dann nach Abschluss des Studiums bin ich kurz in Hameln gewesen, dann im Vinzenz Krankenhaus in Paderborn und bin dann letztendlich hier in der kleinen Klinik gelandet. Ich habe dann Abstecher im Rettungsdienst gehabt, bin also Notarzt, leitender Notarzt und war auch für zehn Jahre der ärztliche Leiter Rettungsdienst im Kreis Paderborn.
Bis ich mich dann umgeschwenkt habe und in die Schmerzmedizin gegangen bin. Nebenbei bin ich natürlich noch immer Anästhesist und zurzeit Chefarzt hier und leite noch die Anästhesie Abteilung. Es ist ein Zufall. Nichts ist nicht ein Zufallsprodukt. Die ganzen Klinik hat eine lange Geschichte in der Medizin, angefangen mit Herrn Professor Lotz. Das war der Vorgänger von meinem Vorgänger. Er hat ja langsam die Schmerztherapie aufgebaut.
Herr Dr. Schaden hat das dann weiter gemacht. Das war in dem Sinne ganz interessant, wo wir dann immer so ein bisschen reingeschnuppert haben. Als ich dann aufgehört habe mit dem Rettungsdienst als Leiter, da ich mir gedacht, guck da mal ein bisschen mehr mit rein, was die Schmerztherapie angeht und hab einen Abstecher nach Kassel gemacht, um mir dort die multimodale stationäre Schmerztherapie angeschaut, um festzustellen, dass wer etwas.
Und dann haben wir hier ein Konzept entworfen, so eine Station auch in Bad Lippspringe aufzubauen. Glücklicherweise war die Geschäftsführung damals da sehr aufgeschlossen und innerhalb von anderthalb Monaten hatten wir das Konzept stehen und die Schmerztherapie konnte stationär auch schon mal anfangen. Das hatten wir leicht schon ein bisschen davor gemacht. Aber nicht mit einer festen Station. Und ich habe dann angefangen, mich entsprechend weiterzubilden mit entsprechenden Fortbildungskurse bei der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin und bin dann zum Regionalleiter vom Schmerzzentrum Springe aufgestiegen.
Man beschimpft das dann auch Algologe der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie. Nun, das ist ein Titel, den muss man letztendlich jedes Jahr wieder neu bekommen, indem man die entsprechenden Fortbildungspunkte nachweist. Auch das ist relativ einfach. Ich bin mit Herrn Dr. Schaden damals immer in Frühling nach Frankfurt zum Schmerzkongress gefahren, gegenüber über vier Tage Schmerz und Palliativkongress. Und da kamen dann ja schon die ersten Stände mit Cannabis auf, als man das 2015 2016 und ich bin da mal etwas drum herumgeschlichen und dann war die Sache mir eigentlich eher etwas suspekt.
Hat man das angeguckt und nachdem man nach. Okay, ich renne nie immer den nächsten Medizintrend hinterher, sondern ich gucke immer einfach mal, wenn ich irgendwas Neues anfangen und wenn dann nach 234 Jahren das noch immer ist, dann ist vielleicht der Punkt, wo es interessant wird. Und dann wurde es auch von dem Informationen, die man auf den Kongressen und auch auf anderen Zeitschriften bekommt.
Interessant, dass ich mir gedacht hab, das probierst du einfach mal aus. Ging anfangs nicht, weil mein Vorgänger erst leichte Einwände dagegen hatte. Und natürlich das Thema Cannabis ist negativ besetzt. Medizinisch nicht unbedingt, aber es ist nun mal negativ besetzt. Und man hatte natürlich primär die Befürchtung, dass man dann auf einmal alle möglichen Leute hier in der Ambulanz hat.
Ja, ähm, ich bin dann 2019 angefangen mit den ersten Therapieversuchen, mit synthetischen THC in Tropfen Form und das klappte eigentlich ziemlich gut. Und das man eigentlich auch immer mehr wurde. Es kam ja auch immer mehr Studien dazu raus. Wobei anfangs nur gedacht haben ja, wir wissen, dass es wirkt. Speziell im neuropathischen Bereich, wo das dann auch mehr und mehr wissenschaftlich fundiert, dass man das jetzt auch sagen kann.
Okay, die ganze Geschichte ist evidence based und so ist dann langsam nach oben gegangen mit den Zahlen. Also wir haben in der Schmerzstation erst mal ausprobiert und das war dann positiv und mittlerweile ist es fester Bestandteil. Ganz ehrlich sagen, dass man das entsprechend auch macht. Und noch mal ein früherer Chef, der noch eine ganze Weile hier noch mit Schmerzambulanz gearbeitet hat, bis Ende letzten Jahres.
Er hat dann später auch angefangen, noch Patienten damit zu therapieren. Es ist also wirklich deutlich im Patienten mit Wirbelsäulenbeschwerden, starken neuropathischen Beschwerden und Bruders größtenteils funktioniert und auch sonstige Polymerpartien, wo man mit einem THC doch sehr gute Erfolge findet. Also selbst ich habe auch einige Tumorpatienten. Ich habe ein Patient und er war einer der ersten mit einem Aderhaut Melanom und dann Protonenbestrahlung gehabt und das fürchterliche neuropathische Schmerzen im Gesicht gehabt.
Und ich habe alles ausprobiert, was da war, von oben bis unten. Und es funktionierte nichts. Und da habe ich gedacht Jetzt nimmst du mal das. Und siehe da hat hervorragend funktioniert. Dann kann man natürlich wieder gucken. War das nur eine spezielle Geschichte? Ist das natürlich dann die Krankenkasse, das abgelehnt hat. Eine ganz besondere Geschichte. Ich habe den Patienten immer wieder neu stationär aufgenommen, reingestellt, Antrag gestellt, beim vierten Mal stationär.
Die Krankenkasse hat mit und seitdem bekommt das auch seit 2019. Und das ist eine positive Geschichte und wo man es natürlich auch gut nutzen kann. Wir haben ja viele chronische Schmerzpatienten, die auch mit hohen Opioiddosen durch die Gegend laufen und da hat man auch bei sehr vielen Patienten gesehen, dass die Studien, die am letzten rausgekommen sind, dass man bis zu 70 % Opioide einsparen kann, tatsächlich stimmen, weil ich habe genug Patienten, wo das dann auch war.
Und dann muss man einfach mal gucken. Feedback Opioide hochdosiert die Nachteile, die man da hat, kognitive Einschränkungen, ob Separation etc. Wenn man dort natürlich die Dosierung runter bekommt, ist es natürlich optimal und da gab es eigentlich relativ wenig Berührungsängste. Das sind aber auch Patienten, die teilweise schon. Ich bin ja spezialisiert auf chronischen Schmerzen, die dann natürlich auch in einer gewissen Art und Weise verzweifelt sind.
Und da sind dann eigentlich keine Berührungsängste, Die sind da extrem offen gegenüber. Es entwickelt sich ja weiter. Es gibt ja mittlerweile auch schon Verträge mit den Krankenkassen und der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin. Dass in naher Zukunft wir Regionalleiter, nachdem wir speziellen Kurs besucht haben, auch ohne Antrag an den Krankenkassen die Cannabispräparate verschreiben können, dann ist jetzt erst, ich weiß gar nicht, ob das schon rausgekommen ist.
Haben wir neue Leitlinien zu Cannabis Therapie kommen heraus von der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin. Das wird ja von uns allen Regionalleitern abgenickt. Auch die Indikation Spanne nach oben gezogen wird, sehe ich immer etwas kritisch. Also ich bin immer vorsichtig mit dem was ich mache, aber ich habe auch schon so zwei drei Rheuma Patienten wo wir es eingesetzt haben, was auch gut funktioniert hat und man kann natürlich auch gucken, inwiefern das jetzt geht auch die Richtung.
Kopfschmerz, Migräne, ob man da auch was machen kann? Die Studien, Ergebnisse, die rauskommen, sehen ja ganz gut aus. Und dann muss man mal schauen, wie das demnächst ist. Diese Cannabstherapie sagen auch viele Hausärzte. Zu Recht möchte ich nichts mehr zu tun haben, kenne ich mich nicht mit aus. Vor allen Dingen ist natürlich das Formularwerk, was mit dabei ist, um diese Kostenübernahme der Krankenkasse zu bekommen, etwas, das muss man schon professionalisieren.
Also wir können das mittlerweile, wir haben unser System. Damit wird nicht alles das drinsteht, was die Kassen gerne möchten. Und allein der Punkt ist natürlich schon störend, weil der normale Hausarzt kann nicht da hingehen, der hat nicht die Zeit, diese ganzen Sachen da zu beantworten. Was wir da nicht tun. Andere, die jetzt noch da mit Abstand sind, ist glaube ich schwierig zu überzeugen.
Es gibt die Studien, es gibt die positiven Ergebnisse dabei, die sind alle da. Nur als Arzt ist man ja immer eigentlich so gestrickt. Ich arbeite mit den Medikamenten, die ich kenne, und dann weiß ich, was ich tue. Und dann kommt immer nur zögernd ich noch. Was bräuchte es mit den dazu und man müsste es im Prinzip mal sehen, dass es ein ganz normales Medikament wird morgen.
Und dann wird das wahrscheinlich weiterverbreitet, obwohl man es natürlich auch nicht zu weit verbreiten sollte, man natürlich auch man immer gucken muss, was nimmt man? Ich bin ja einer der Verfechter, der grundsätzlich nur mit Tropfen arbeitet und nicht mit irgendwelchen Blüten. Das wird bei uns nicht gemacht. Die haben ihre Indikationen. Beispielsweise sind in der Tumor schmerztherapie, da kann man das durchaus machen, aber im Normalfall gerade bei chronifizierten Schmerzpatienten meiner Meinung nach nicht.
Zukunft wird eigentlich zeigen, das ist ein ganz normales Medikamente und das wird es zeigen. Und das es auch aus dem Bereich der ja quasi Illegalität letztendlich rauskommt. Und es gehört halt dahin als ganz normales Medikament verschrieben zu werden, Weil es ist manchmal in meinen Augen lächerlich, wenn ich dem Patienten 150 er Fentanyl Pflaster verschreiben kann, worauf er zwei Stunden später nicht mehr atmen und da sagt keiner was.
Aber ein paar THC Tropfen, die ich in meinen Augen gut verträglich sind. Aber die Nebenwirkungsrate die wir haben, die ist extrem gering. Wir haben auch keinerlei Toleranzentwicklung in den letzten Jahren bemerkt, was ich an dem Medikament faszinierend finde, dass dieser Patient mit dem der Haut Melanom hat, jetzt noch immer dieselbe Menge an THC wie 2019 war. Und das ist ein Punkt, den finde ich also als Mediziner einfach faszinierend.
Viele Menschen mit chronischen Nervenkrankheiten wie Epilepsie oder seltenen Tumoren wie dem Aderhautmelanom stoßen mit klassischen Therapien an ihre Grenzen. Dr. Dietrich beobachtet, dass trotz moderner Medikamente Beschwerden wie Krampfanfälle, Schmerzen oder Schlafstörungen bestehen bleiben können. In solchen Fällen eröffnet Medizinalcannabis eine zusätzliche Möglichkeit, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Dabei betont Dr. Dietrich, dass die Therapie immer individuell und unter ärztlicher Kontrolle erfolgen muss.
Epilepsie ist eine der häufigsten chronischen neurologischen Erkrankungen. Sie äußert sich durch wiederkehrende Krampfanfälle, die das tägliche Leben stark beeinträchtigen können. Während viele Betroffene mit klassischen Antiepileptika gut eingestellt werden können, gibt es einen erheblichen Anteil von Patientinnen und Patienten, bei denen die Anfälle trotz mehrfacher Medikamentenumstellungen nicht ausreichend kontrolliert werden können. Diese sogenannte therapieresistente Epilepsie ist für Betroffene und Angehörige besonders belastend.
Dr. Dietrich schildert einen Fall aus seiner Praxis: „Ein Patient, litt seit Jahren unter schweren Krampfanfällen, die ihn im Alltag stark einschränkten. Trotz verschiedener Medikamente und Operationen blieb die Situation unverändert. Erst durch die zusätzliche Gabe von Cannabidiol (CBD), einem Bestandteil von Cannabis, konnten die Anfälle deutlich reduziert werden. Für Stefan war das ein Wendepunkt: ‚Es dauerte zehn Minuten und dann waren die Krämpfe weg. Ich war völlig überrascht, wie schnell das gewirkt hat‘, berichtete er mir.“
Wissenschaftliche Studien bestätigen diese Erfahrungen. Besonders bei seltenen Epilepsieformen wie dem Dravet- oder Lennox-Gastaut-Syndrom konnte gezeigt werden, dass CBD die Anfallshäufigkeit signifikant senken kann. Die Therapie erfolgt dabei immer unter ärztlicher Aufsicht, die Dosierung wird individuell angepasst. „Die meisten Nebenwirkungen sind mild, etwa Müdigkeit oder leichte Verdauungsbeschwerden. Insgesamt ist die Therapie gut verträglich“, so Dr. Dietrich.
Das Leben mit Epilepsie ist geprägt von Unsicherheiten. Stefan berichtet, wie sich sein Alltag durch die Cannabistherapie verändert hat: „Vorher war es mir unmöglich, einfache Dinge wie Flaschen zu öffnen oder ein Buch festzuhalten, weil meine Hände sofort in Krämpfe gingen. Ich konnte kaum noch tippen, musste ständig kontrollieren, was ich geschrieben hatte, weil immer wieder Buchstaben fehlten.“ Mit der Zeit und der richtigen Einstellung der Cannabistherapie gewann er Stück für Stück seine Selbstständigkeit zurück: „Ich kann wieder Flaschen öffnen, normal essen, mein Buch festhalten. Das war vorher undenkbar.“
Auch die psychische Belastung ist ein zentrales Thema. Stefan beschreibt die Angst vor dem nächsten Anfall, die ständige Unsicherheit und das Gefühl, nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. „Mit den Tropfen habe ich zum ersten Mal das Gefühl, wieder am Leben teilnehmen zu können. Ich kann besser schlafen, habe weniger Angst und bin wieder aktiver.“ Dr. Dietrich betont, wie wichtig es ist, Patientinnen und Patienten ganzheitlich zu begleiten: „Es geht nicht nur um die Anfallskontrolle, sondern auch um Lebensqualität, Selbstständigkeit und soziale Teilhabe.“
Das Aderhautmelanom ist ein bösartiger Tumor, der von der Aderhaut des Auges ausgeht. Neben Sehstörungen und Schmerzen führt die Diagnose häufig zu großer psychischer Belastung. Nach Operationen und Bestrahlungen leiden viele Betroffene unter chronischen Schmerzen, Schlafproblemen und Ängsten. Dr. Dietrich berichtet: „Gerade in der palliativen Situation, wenn andere Mittel nicht mehr ausreichen, kann Medizinalcannabis helfen, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten.“
Ein Patient schildert, wie er durch Cannabis erstmals wieder besser schlafen konnte und die Schmerzen weniger wurden. „Ich war anfangs skeptisch, hatte Angst vor Nebenwirkungen oder Abhängigkeit. Aber die Wirkung war überraschend positiv. Ich konnte endlich wieder durchschlafen und hatte tagsüber mehr Energie.“ Dr. Dietrich betont, dass die Therapie immer individuell abgestimmt wird: „Wir starten mit einer niedrigen Dosis und steigern langsam, um die optimale Wirkung zu erzielen und Nebenwirkungen zu minimieren.“
Die Erfahrungsberichte aus der Praxis sind vielfältig und zeigen, wie individuell die Wirkung von Medizinalcannabis ist. Stefan, der nach mehreren Operationen und langer Leidenszeit erstmals durch Cannabis wieder Hoffnung schöpfte, erzählt: „Am Anfang war es schwer, ich dachte, das war’s jetzt. Aber inzwischen bin ich wieder aktiv, fahre viel Fahrrad, verbringe Zeit mit meiner Familie und habe meine Lebensfreude zurückgewonnen.“ Für ihn ist die Cannabistherapie ein wichtiger Baustein auf dem Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben.
Auch andere Patientinnen und Patienten berichten von ähnlichen Erfahrungen: „Ich habe wieder mehr Kontrolle über meinen Körper, kann wieder lesen, schreiben und am Alltag teilnehmen. Die Angst vor Abhängigkeit war unbegründet, ich fühle mich sicher und gut begleitet.“ Dr. Dietrich betont, wie wichtig die ärztliche Begleitung und offene Kommunikation sind: „Jede Therapie ist individuell. Es gibt keine Patentlösung, aber viele Chancen.“
Trotz positiver Erfahrungen stoßen viele Patientinnen und Patienten auf bürokratische Hürden und gesellschaftliche Vorurteile. Die Beantragung der Kostenübernahme bei der Krankenkasse ist oft langwierig, viele Anträge werden zunächst abgelehnt. Dr. Dietrich schildert: „Es braucht viel Geduld und Durchhaltevermögen, sowohl von den Ärztinnen und Ärzten als auch von den Betroffenen. Aber es lohnt sich, für die eigene Lebensqualität zu kämpfen.“
Auch die Stigmatisierung von Cannabis als Droge ist nach wie vor weit verbreitet. Viele Patientinnen und Patienten berichten, dass sie sich nicht trauen, offen über ihre Therapie zu sprechen – aus Angst vor Ablehnung oder Unverständnis. Dr. Dietrich sieht es als Teil seiner ärztlichen Verantwortung, aktiv zur Entstigmatisierung beizutragen: „Nur wenn wir offen über die Erfahrungen sprechen, können wir Vorurteile abbauen und anderen Betroffenen Mut machen.“
Die Studienlage zu Medizinalcannabis hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, insbesondere bei Epilepsie. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass CBD die Anfallshäufigkeit bei bestimmten Epilepsieformen signifikant senken kann. Bei Tumorerkrankungen wie dem Aderhautmelanom gibt es weniger spezifische Studien, aber Hinweise auf eine schmerzlindernde und stimmungsaufhellende Wirkung. Dr. Dietrich betont: „Cannabis ist kein Ersatz für bewährte Therapien, sondern eine Ergänzung. Die Entscheidung für eine Cannabistherapie sollte immer gemeinsam mit dem behandelnden Arzt getroffen werden.“
Dennoch gibt es Unsicherheiten – etwa zu Langzeitwirkungen oder möglichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. „Deshalb ist eine engmaschige ärztliche Begleitung unerlässlich. Wir beobachten die Wirkung, passen die Dosierung an und achten auf mögliche Nebenwirkungen.“
Die Therapie mit Medizinalcannabis erfolgt immer auf ärztliches Rezept und unter genauer Kontrolle. Dr. Dietrich erklärt: „Wir wählen gemeinsam die passende Form – Tropfen, Kapseln oder Inhalation – und passen die Dosis langsam an.“ Die Behandlung wird regelmäßig kontrolliert, um Wirkung und Nebenwirkungen zu überwachen. Viele Patientinnen und Patienten profitieren nicht nur von der medizinischen Wirkung, sondern auch davon, dass sie sich ernst genommen und begleitet fühlen.
Ein wichtiger Tipp von Dr. Dietrich: „Starten Sie die Therapie möglichst in einer ruhigen Phase, zum Beispiel im Urlaub oder während einer Krankschreibung. So können Sie die Wirkung in entspannter Umgebung beobachten und sich an die neue Therapie gewöhnen.“ Die offene Kommunikation zwischen Arzt und Patient ist entscheidend, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
Dr. Dietrich sieht es als Teil seiner ärztlichen Verantwortung, aktiv zur Entstigmatisierung von medizinischem Cannabis beizutragen. „Nur wenn wir offen über die Erfahrungen sprechen, können wir Vorurteile abbauen und anderen Betroffenen Mut machen.“ Auch Patientinnen und Patienten, die sich trauen, öffentlich über ihre Therapie zu sprechen, leisten einen wichtigen Beitrag. „Die Lebensqualität steht im Mittelpunkt. Niemand sollte aus Angst vor Vorurteilen auf eine wirksame Therapie verzichten müssen.“
Für Dr. Dietrich ist Medizinalcannabis kein Allheilmittel, aber eine wichtige zusätzliche Option – besonders, wenn andere Therapien nicht ausreichen. Entscheidend ist eine individuelle, ärztlich begleitete Behandlung und der offene Dialog über Chancen und Grenzen. „Mein Ziel ist es, jedem Patienten die bestmögliche Lebensqualität zu ermöglichen – und dafür kann Cannabis in manchen Fällen ein wertvoller Baustein sein.“
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Die häufigsten Nebenwirkungen sind u. a. anfängliche Müdigkeit, Schwindel oder trockener Mund.4 Die meisten Nebenwirkungen treten zu Beginn der Therapie auf und lassen mit der Zeit nach. Durch eine ärztliche Begleitung und individuelle Dosierung können die Nebenwirkungen minimiert werden. Bei Unsicherheiten sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin.
4 Bar-Lev Schleider L, Mechoulam R, Sikorin I, Naftali T, Novack V. Adherence, Safety, and Effectiveness of Medical Cannabis and Epidemiological Characteristics of the Patient Population: A Prospective Study. Front Med (Lausanne). 2022 Feb 9;9:827849. doi: 10.3389/fmed.2022.827849.
In seltenen Fällen wurde berichtet, dass Cannabidiol (CBD) paradoxerweise Anfälle verstärken kann. Aus diesem Grund sollte eine Cannabis-Therapie immer unter strenger ärztlicher Kontrolle erfolgen. Der Arzt kann so die Behandlung anpassen oder abbrechen, falls negative Effekte auftreten.
Ja, seit der Gesetzesänderung 2017 ist medizinisches Cannabis in Deutschland für Patienten auf Rezept legal. Die Verschreibung unterliegt einer strengen behördlichen Überwachung und darf nur durch Ärzte erfolgen. Für Sie als Patient bedeutet das, dass Erwerb und Gebrauch mit gültigem Rezept straffrei ist.
Medizinisches Cannabis kann bei bestimmten Epilepsieformen die Anfallshäufigkeit verringern. Vor allem der Wirkstoff Cannabidiol (CBD) hat eine krampflösende Wirkung.1,2,3
1 Ebadi SR, Saleki K, Adl Parvar T, Rahimi N, Aghamollaii V, Ranji S, Tafakhori A. The effect of cannabidiol on seizure features and quality of life in drug-resistant frontal lobe epilepsy patients: a triple-blind controlled trial. Front Neurol. 2023 Jul 3;14:1143783. doi: 10.3389/fneur.2023.1143783. PMID: 37470002; MCID: PMC10352113.
2 Arzimanoglou A, Brandl U, Cross JH, Gil-Nagel A, Lagae L, Landmark CJ, Specchio N, Nabbout R, Thiele EA, Gubbay O, The Cannabinoids International Experts Panel; Collaborators. Epilepsy and cannabidiol: a guide to treatment. Epileptic Disord. 2020 Feb 1;22(1):1-14. doi: 10.1684/epd.2020.1141. PMID: 32096470.
3 Gaston TE, Szaflarski JP. Cannabis for the Treatment of Epilepsy: an Update. Curr Neurol Neurosci Rep. 2018 Sep 8;18(11):73. doi: 10.1007/s11910-018-0882-y. PMID: 30194563.
Frei verkäufliche CBD-Produkte sind in Qualität und Dosierung oft unzuverlässig. Medizinisches Cannabis unterliegt strengen Qualitätskontrollen und hat einen definierten Wirkstoffgehalt. Die Therapie mit Medizinalcannabis wird von ihrem Arzt/Ihrer Ärztin überwacht und die die Dosis wird individuell auf Sie eingestellt.
Es gibt einige Berichte von Betroffenen oder Eltern, die über weniger Anfälle dank CBD berichten. Die mediale Berichterstattung über spektakuläre Einzelfälle hat die Erwartungen erhöht. Man sollte solche Fallberichte aber mit Vorsicht betrachten, da es sich um subjektive Erfahrungen handelt.
Die Verschreibung von medizinischem Cannabis bei Epilepsie erfolgt durch speziell qualifizierte Ärzt:innen. Nach einer ausführlichen Anamnese und Prüfung der bisherigen Therapien wird entschieden, ob eine Therapie mit Medizinalcannabis sinnvoll ist. Eine Voraussetzung ist, dass andere Therapien ausgeschöpft wurden oder schwere Nebenwirkungen aufgetreten sind. Die Dosierung wird individuell festgelegt und regelmäßig kontrolliert.
Sprechen Sie Ihren Arzt/Ihre Ärtin offen auf das Thema an und schildern Sie Ihre bisherigen Behandlungen sowie Symptome. Jede/r approbierte/r Arzt/Ärztin darf medizinisches Cannabis verordnen. Ihr Arzt/Ihre Ärztin wird mit Ihnen besprechen, ob die Voraussetzungen erfüllt sind und eine Verbesserung Ihrer Symptome durch Medizinalcannabis zu erwarten ist.
Häufig werden standardisierte ölbasierte Tropfenlösungen oder Kapseln mit Cannabinoiden verwendet. Auch Cannabisblüten können verordnet werden, die dann mit einem Verdampfer inhaliert werden sollten. Das Rauchen wird nicht empfohlen.
Die Dosierung wird individuell von ihrem Arzt/ihrer Ärztin eingestellt. Üblicherweise beginnt man mit einer niedrigen Dosis, die dann langsam gesteigert wird, bis die optimale Wirkung erreicht ist. Durch dieses vorsichtige Einschleichen sollen mögliche Nebenwirkungen gering gehalten werden.
Nein, Medizinalcannabis wird normalerweise nur ergänzend zur bestehenden Therapie verschrieben. Es ersetzt keine bewährten Antiepileptika, sondern dient als zusätzliche Behandlungsoption, vor allem wenn herkömmliche Medikamente nicht ausreichend wirken.