Von der Ohnmacht zur Eigeninitiative: Ines berichtet über Glaukom, Cannabistherapie und die überraschenden Parallelen zur Epilepsie

Erstellt am:22.06.2025- Zuletzt aktualisiert:24.07.2025

Für viele Menschen ist Glaukom eine stille, aber mächtige Bedrohung: Die Erkrankung schädigt langsam und oft unbemerkt den Sehnerv, führt zu chronischen Schmerzen und kann unbehandelt zur Erblindung führen. Ines, selbst betroffen, hat einen langen Leidensweg hinter sich. Erst durch die Entdeckung von Medizinalcannabis fand sie neue Hoffnung – und bemerkte erstaunliche Parallelen zu anderen neurologischen Erkrankungen wie Epilepsie. In diesem Bericht schildert sie offen und ehrlich ihren Weg, die Herausforderungen im Gesundheitssystem und wie Cannabis ihr Leben verändert hat.

Eine Frau mittleren Alters sitzt entspannt in ihrem Wohnzimmer und blickt hoffnungsvoll aus dem Fenster.

  • Glaukom führte zu chronischen Schmerzen und Einschränkungen.
  • Medizinalcannabis brachte neue Hoffnung und Lebensqualität.
  • Individuelle Dosierung und ärztliche Begleitung sind entscheidend.
  • Weniger Nebenwirkungen als bei klassischen Medikamenten.
  • Stigmatisierung und Bürokratie erschweren den Zugang.
  • Erfahrungen anderer zeigen Parallelen zu Epilepsie.
  • Offenheit und Geduld sind für den Therapieerfolg wichtig.

Also ich heiße Ines H. wohne in Sachsen in Augustusburg und als meine Mutter mit mir schwanger war, sagten ihr die Spezialisten, dass Kinder blind oder blöd. Und ich habe Glück gehabt, ich bin nur blind geworden. Also es war in Aussicht, dass ich eine schwere Behinderung haben werde oder eben auch andere gesundheitliche Baustellen. Und mit meiner Augenkrankheit es ist angeborenes Klarkommen, sind fürchterliche Schmerzen verbunden.

Das fühlt sich an wie Migräne. 24 Stunden am Tag. Mal mehr, mal weniger. Aber schmerzfrei ist man nie. Und dazu kommen dann noch die Glau kon Anfälle, die mit einer Nierenkolik vergleichbar sind. Ich habe manchmal mehrere Anfälle in der Stunde gehabt. Auf jeden Fall mehr an einem Tag. Es verging kein Tag, wo kein solcher Anfall gekommen ist. Ja, und das hat bedeutet, dass ich in meiner Kindheit sehr, sehr oft im Abseits stand, wenn die anderen Kinder gespielt, geknickt und gelacht haben, habe ich auf der Couch gelegen und mich gewunden vor Schmerzen.

Die Hausaufgaben habe ich oftmals im Leben gemacht, also es war die Hölle. Aber trotzdem ein sehr fröhliches Kind. Habe das eben versucht mit Fröhlichkeit zu überspielen. Die anderen Kinder haben einen ja dann auch oft gehänselt. Du Faulpelz. Und warum liegst du hier und spiel doch mit und so hat auch noch Verständnis, wenn man so eingeschränkt ist. Die Augenärzte.

Ich war einmal im Monat ein paar Jahre in Behandlung. Man hat mir Salbe und Tropfen verschrieben. Immer wieder mal was Neues ausprobiert. Das hat zum Teil die Schmerzen noch verstärkt. Da war eine einzige Salbe in all den Jahren, die mir gut getan habe. Aber die habe ich kein zweites Mal bekommen. Und das ging dann so, bis ich acht Jahre alt war, bis ich eingeschult wurde.

Bis dahin hatte ich noch einen kleinen Rest. Ich konnte noch Farben sehen. Also wenn ich das für ganz nah ins Auge gehalten habe oder ich bin dann mit der Nase auf der Wiese langgerutscht und hab die Gänseblümchen gesucht. Kontraste habe ich geliebt. Ich habe selber Farben gemischt und hat sehr, sehr viel mit Farben experimentiert. Aber mit der Einschulung war das dann sehr schnell vorbei.

Durch die Anstrengung hab dann keinerlei Farben mehr gesehen. Hab dann noch ein paar Jahre hell und dunkel unterscheiden können, aber seit ungefähr 40 Jahren ist es nur noch anthrazit. Nicht schwarz, sondern anthrazit. Das kann auch seelisch mit allen was machen. Ich kenne viele Leute, die jammern unter November Depression und Winterdepression und Sommerdepression, wenn es länger trüb ist. Das ist nicht einfach, das wegzustecken.

Ja und es war ja dann sozusagen aus der halbiert. Man hat mir immer wieder gesagt, die Augen müssen raus. Das ist die einzige Möglichkeit, dass die Schmerzen vielleicht bissel minimiert werden. Aber ich war überzeugt, der Augennerv ist ja zerstört, die Schmerzen bleiben mir. Bis dann ist das Auge weg. Dann hat man wieder neue Termine. Man muss zum Glasaugen Künstler und man muss hier und da hin.

Dann entzündet sich das, dann geht das Glasauge kaputt und das wollte ich alles nie. Und dann habe ich jahrelang das ausgehalten. Aber so ist es geschehen, ja mitunter auch erstaunliche Dinge. Man hat zum Beispiel gesagt, wenn der Nerv noch intakt ist, kann man einen Chip einsetzen. Und da gibt es ja viele Ideen, wo ich immer hellhörig war. Nie war bei mir nicht machbar, aber ich habe meine Augen behalten.

So bin ich älter geworden und vor ungefähr einem Jahr hieß es ja dann, dass Medikamente aus Cannabis erlaubt sind, Cannabis generell, aber eben auch Medikamente. Und ich hab vorher schon eine Salbe ausprobiert, wo ich gestaunt hab. Also eine Salbe, die man kaufen konnte. Sehr gering dosiert Prozentual. Ich glaub 10 % waren's oder bis 8 %, aber die hat mir gut getan die Salbe.

Ich hab sie für mein Knie verwendet. Aber was das Knie gut ist, wenn es da noch andere Medikamente gibt. Also das will ich haben. Ich habe auch noch andere schmerzhafte Baustellen, wo ich dachte, vielleicht könnte man da was lindern. Und parallel zu dem, wo es freigegeben wurde, habe ich im Fernsehen eine Sendung gehört. Auch eine Art Dokumentation, wo auch Patienten zu Wort gekommen sind.

Dass man mit Medikamenten aus Cannabis auf erstaunliche Erfolge erzielen kann, zum Beispiel eben auch bei Nervenschmerzen. Und ich habe ja Nervenschmerzen durch den Glaukon. Und dann hat man auch direkt gesagt, gerade bei Glaukon hat man das schon mit Erfolg eingesetzt. Es würde die Leitfähigkeit von Nerven unterstützen und und und Schmerzen lindern oder Schmerzen lindern. Und das will ich.

Ich habe erstmal recherchiert. So könnte ich mich hinwenden. Hab meine Hausärztin gefragt, die konnte, wollte, durfte mir auch nicht helfen. Sie hat damit keine Erfahrungen und ihr sind wohl die Hände gebunden Und aus dem Grund hat sie mich an eine Schmerztherapie Poetin überwiesen. Eine sehr arrogante Frau, die alles besser weiß und. Also wir haben uns schon als Menschen verstanden und sie war auch in keinster Weise bereit mir da irgendwie mit Medikamenten aus Cannabis zu helfen.

Das geht nur bei. Also zum Beispiel bei Patienten, die Krebs im Endstadium haben und so, also bei Ihnen. Auf keinen Fall half mir dann Physiotherapie und Sessions angeboten, was ich schon Jahre lang probieren musste, was gar nichts gebracht hat. Das war in meinen Augen absoluter Schuss in Ofen, aber es musste halt sein, wenn ich da vorankommen will mit meiner Suche.

Habe dann auch in meinen Augen Spezialisten gefragt, dann weiter gekommen. Dann habe ich mich an die Schmerzuniversität in Dresden gewendet, das Schmerzzentrum. Ich musste viele Fragebogen ausfüllen, ausfüllen lassen, musste dann auch Freunde belasten damit. Es war ein sehr zeitaufwendisches Prozedere. Ja, und habe dann eine Woche später das alles zurück bekommen. Für ihre Baustellen haben ja keine Kapazitäten. Man hat mir eine Liste von 100 Ärzten geschickt, wo ich mich hinwenden könnte, aber ich habe selber kein Internet.

Wie will ich von dort Ärzte anklicken? Die Sachen ja dann am Internet auch nicht, ob sie mit dem Mittel behandeln oder nicht. Also ich sah darin keinen richtigen Sinn. Dieser Nicolai hier in der Nähe ist ja für mich alles schwierig. Wie will ich dann noch bis nach Berlin oder sonst wohin fahren? Alleine? Also war alles hoffnungslos in meinen Augen.

Ich habe dann weiter gesucht übers Internet. Kommt mal ohne Rahmen, da ist alles schwarz, dann am Bildschirm. Cannabis ist erlaubt, aber weiter kommt man nie. Aber das hat dann meine meine Willenskraft eher verstärkt als geschwächt. Ich bin ein sehr willensstark o Mensch, von kleinauf durch die ganzen Umstände und meine Cousine, die auch sehr, sehr viel Erfahrung mit Krankheiten hat und mit Ärzten, hat gesagt, ich soll doch mal bei der Krankenkasse anrufen.

Habe ich Ende Oktober gemacht, bin anderthalb Stunden hin und her geschickt worden. Ja, Moment mal, ich kann Ihnen da nicht helfen, aber ich frag mal die Kollegin Ach, die Kollegin ist grad nicht im Büro. Ruf mal noch die andere Kollegen. Ach, die ist ja gerade zur Kur und na ja, und es können ja, ich habe da noch eine andere Idee und dann bin ich erst mal rausgefallen.

Aus, aus. So ist die Verbindung abgerissen. Immer wieder Warteschleife, immer wieder warten, hoffen. Und nach anderthalb Stunde sagte dann die gute Frau, dass sie mir nicht helfen können, dass ich doch mal beim Bereitschaftsdienst anrufen soll, beim Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst. Ich habe mich gewundert, wo Bereitschaftsdienst ist. Eigentlich nur immer am Wochenende Kranke und oder so, ja, mir die vermitteln auch Kontakte zu Ärzten.

So habe ich dort angerufen. Das war das gleiche wie bei der Krankenkasse. Also das war sehr anstrengend alles. Und die letzte sagte dann allen Ernstes Ja, wir können Ihnen da nicht helfen. Rufen Sie doch mal bei der Krankenkasse an! Moment, Moment, ich bin kein Tennisball, Ich bin ein schwer krank. Oh Mensch, ich habe Schmerzen. Oder wollen Sie etwa, dass ich mir einen Strick nehmen?

Nee, nee, nee, nee, nee, nee. Ich habe ja hier irgendwo. Ah, ja, da in dem Kasten. Ah ja, ich habe ja ne Telefonnummer. Das war die Telefonnummer von der Hotline, die deutschlandweit Ärzte vermitteln, die mit Medikamenten aus CBD, aus, aus Cannabis behandeln. Und so bin ich dann über diese Hotline an Dr. Schlüter in Hamburg rangekommen. Er hat es zum Glück telefonisch gemacht.

Die Befragung, warum ich dieses Medikament haben möchte, was meine Probleme sind, was für mich vorrangig ist. Und ich habe dann eben auch direkt gesagt ja, das Wichtigste oder das, wo ich die größten Hoffnungen habe, dass da was gelindert werden könnte, ist das angeborene Glaukon. Ja, das sehe ich auch so, jedenfalls hat er mir dann das Medikament geschickt und ich habe eigentlich nur daran gedacht, dass die Schmerzen ein bissel gelindert werden.

Es war so, abgesehen davon, dass ich 40 Jahre lang nur noch anthrazit gesehen habe. Die Schmerzen haben mich ja auch nicht schlafen lassen. Und wenn man jahrelang schlecht oder eben fast gar nicht schläft, macht das auch was mit einem. Gerade das rechte Auge war so hart und so groß. Ich habe es nicht nur in die Hülle reingekriegt. Seit ungefähr sechs Jahren musste ich jeden früh das Auge erst mal wieder in die Augenhöhle zurückstopfen, damit ich die Brille aufsetzen konnte.

Also das hat höllisch wehgetan. Jedenfalls habe ich dann das Medikament eingenommen. Ich brauch auch nicht die volle Dosis, die ich nehmen dürfte. Ich komm mit ungefähr sechs, sieben Tropfen hin. Zweimal täglich bis zu zehn Tropfen. Zweimal täglich dürfte ich nehmen. Also ist es schön, noch einen Spielraum zu haben. Ja, und es war sofort spürbar. Ich habe ein Wohlgefühl verspürt.

Ich habe jahrelang in Wohlgefühl mehr verspürt. Ich bin morgens erschöpft aufgewacht, habe mich erschöpft über den Tag gequält und war abends zu erschöpft, um zu schlafen. Und dazu die Schmerzen. Und jetzt auf einmal verspüre ich Wohlgefühl. Das war wieder wie ein warmes Bad. Es ist Wahnsinn. Auch von der Kondition her. Ich habe ungefähr drei Stunden am Tag zur Verfügung, wo ich funktioniere, also ruhig laufen kann, wo ich meinen Haushalt machen kann, wo ich auch mal spazieren gehen kann.

Und bis dahin, bis zur Einnahme des Medikamentes, war das so, dass wenn ich ein Stück spazieren war, bin ich nach Hause gekommen, bin auf die Couch gefallen und bin bis abends nicht wieder aufgestanden, habe dann abends mir ein Brot machen können. Ich war einfach zu erschöpft. Jetzt habe ich das Medikament eingenommen und bin wie gewohnt nach und spazieren erstmal auf die Couch gefallen.

Aber nach einer Stunde bin ich wieder aufgestanden. Ich hab richtig gestaunt über mich. Ich war einfach nur begeistert. Es ist nicht so, dass ich schmerzfrei bin. Es ist nicht so, dass ich jetzt direkt ein neues Leben habe. Aber es ist eine neue Lebensqualität. Ja, und das Beste Nach einer Woche ungefähr komme ich in den Flur und denke Wo spinne ich?

Hat es. Hallo Halluzination, Die Lampe ist an, hab's ein und ausgeschaltet. Ich dachte, ich bilde mir das ein. Ich habe 40 Jahre kein Licht mehr gesehen. Immer wieder einen ausgeschalten. Ja, ich habe die Lampe gesehen. Ja und dann bin ich spazieren gegangen. Da vor mir ein riesen Schatten. Da standen LKW auf dem Weg schwere Felder gegen gedonnert war ich ja noch in Gedanken, war also selbst immer nur Schatten.

Sieht es ist ein Vorteil auch Sport muss ich blaue Flecke ja dann bin ich weiter. Bin dann den Waldweg hochste. Was ist das? Das ist grün. Was ist mir so grün? Habe ich oft immer wieder das grüne Gras gesehen. Jetzt bin ich 66 58 Jahre keine Farbe mehr gesehen. Jetzt sehe ich auf einmal grün. Ich dachte, vielleicht sehe ich irgendwann nur noch in Rot.

Ich war erst begeistert. Seitdem ist es so geblieben. Also es ist nicht mehr geworden, aber es ist einfach ein schönes Gefühl. Es ist ein riesen Geschenk, dass es jetzt so ist. Dann habe ich das ein paar Freundinnen erzählen, Die eine hat geweint vor Freude, die anderen haben sich einfach nur gefreut. Also es war eigentlich ein sehr positives Echo.

Ein Brieffreund hat sich auch gefreut, hat aber danach gesetzt. Sehr, aber sei vorsichtig, pass auf, dass du nicht süchtig wirst. Also dieses wenn und aber, dann gleich wieder. Aber jetzt das direkt jemand mir abgeraten hätte das Wort nicht, weil ich habe das ja auch nur in sehr begrenzten Freundeskreis erzählt. Das kann man nicht allen erzählen. Die Dummheit in unserem Volk ist mitunter sehr groß und da habe ich sehr differenziert abgewogen, wem ich das erzähle und wem nicht.

Das Gefühl also ich bin bis jetzt mit nichts anderem weiter gekommen. Auf jeden Fall probieren. Ich habe von der zweiten Klasse an dreimal täglich Ibuprofen geschluckt. Später war's dann noch mehr als junges Mädel, womit ich praktisch das Pensum von meiner Lehrstelle schaffen konnte und wollte ja dann auch im Freundeskreis mithalten usw. Ich habe dann Schmerzmittel gegessen wie Bonbons, hab natürlich auch Schaden genommen, also die letzten fünf sechs Jahre, vor allen Dingen seither Corona Impfung war's so, dass mein Magen rebelliert hat.

Ich habe mehrmals in der Nacht erbrechen müssen, bis alles raus war. Das ist dann doch ein bissl Schlaf. Gefunden habe der Magen oder mein Körper. Generell hat gesagt ich will den Mist nicht mehr. Hör auf mit dem Quatsch. Es ist so, der Körper spricht da mit einem O. Ich nehme an, dass vielleicht auch die Leber da sehr angegriffen war.

Also zwar heftig und mein Ansinnen, das war ja auch ein Grund mit warum ich eben auf Cannabis, warum ich da so interessiert war an solchen Medikamenten. Ich möchte Schmerzmittel reduzieren, ich möchte. Mich nur noch noch mehr schädigen. Ich möchte auch weiter essen können. Es ist mein Hausarzt sagte mir, das kann auch Krebse schwer haben und ach der ganze Mist, das wollte ich nie mehr.

Ja und das ist auch eine fantastische Nebenerscheinung, seit ich das Medikament aus Cannabis nehmen darf, dass ich jetzt bloß noch die Bellas einsetzen brauche für die anderen Baustellen Und das Ibuprofen konnte ich grundsätzlich absetzen, ganz absetzen und eine schöne Nebenerscheinung war auch. Dass eine Geschwulst an meiner Schläfe sich aufgelöst hat, Das hat auch zusätzlich gereizt. Hier an der Schläfe wird wahrscheinlich dann auch irgendwie auf den Nerv gedrückt, oder was?

Das ist weg. Also ich bin einfach nur begeistert. Ich kann manchmal sogar durchschlafen und bin demzufolge auch früh nicht mehr ganz so erschöpft wie vorher. Es hat nur Positives.

Mein Leben mit Glaukom: Schmerzen, Unsicherheit und der Wunsch nach Linderung

„Ich will es mal so formulieren: Für mich ist Cannabis eine weitere Möglichkeit. Gerade wenn es um Medikamente wie Opioide mit ihren Nebenwirkungen geht, die wirklich nicht klein sind und über die man nicht einfach hinwegsehen kann.“So beschreibt Ines ihre Einstellung zu neuen Therapiewegen. Seit Jahren lebt sie mit Glaukom – einer Erkrankung, bei der der Druck im Auge steigt und der Sehnerv langsam zerstört wird. Die Folge sind nicht nur Sehstörungen, sondern auch chronische Nervenschmerzen, die Ines im Alltag stark einschränken.

Schon früh probiert sie verschiedene Medikamente aus. „Ich habe vorher schon eine Salbe ausprobiert, die man kaufen konnte. Sehr gering dosiert, vielleicht acht oder zehn Prozent. Ich war erstaunt, wie gut mir diese Salbe getan hat – vor allem am Knie.“ Doch das Glaukom betrifft mehr als nur ein Gelenk. „Ich habe noch andere schmerzhafte Baustellen. Da dachte ich, vielleicht könnte man mit Cannabis auch dort etwas lindern.“

Erste Schritte: Hoffnung und Hindernisse im Gesundheitssystem

Als Cannabis in Deutschland als Medizin zugelassen wird, schöpft Ines Hoffnung. „Parallel dazu habe ich im Fernsehen eine Dokumentation gesehen, in der Patienten zu Wort kamen. Dort wurde berichtet, dass man mit Medikamenten aus Cannabis erstaunliche Erfolge erzielen kann, zum Beispiel bei Nervenschmerzen.“ Besonders aufmerksam wird sie, als das Thema Glaukom angesprochen wird: „Man hat gesagt, dass Cannabis gerade beim Glaukom schon mit Erfolg eingesetzt wurde. Es würde die Leitfähigkeit von Nerven unterstützen und Schmerzen lindern. Und das will ich!“

Doch der Weg zur Therapie ist steinig. Ihre Hausärztin fühlt sich nicht zuständig, verweist an eine Schmerztherapeutin – die aber lehnt Cannabis kategorisch ab: „Das geht nur bei Patienten mit Krebs im Endstadium, bei Ihnen auf keinen Fall.“ Stattdessen werden Physiotherapie und Standardbehandlungen angeboten, die Ines schon seit Jahren erfolglos ausprobiert hat. „Das war in meinen Augen ein absoluter Schuss in den Ofen. Aber es musste wohl sein, wenn ich weiterkommen wollte.“

Der steinige Weg zur Cannabistherapie: Bürokratie und Ablehnung

Ines lässt sich nicht entmutigen. Sie sucht weiter, fragt Spezialisten, wendet sich an das Schmerzzentrum in Dresden. „Ich musste viele Fragebögen ausfüllen, Freunde um Hilfe bitten, es war ein sehr zeitaufwendiges Prozedere.“ Doch die Antwort ist ernüchternd: „Für Ihre Baustellen haben wir keine Kapazitäten. Man hat mir eine Liste von 100 Ärzten geschickt, aber ich habe kein Internet. Wie soll ich da Ärzte anklicken? Wie soll ich wissen, ob sie mit Cannabis behandeln oder nicht?“

Die Suche wird für Ines zur Belastungsprobe. „Wie will ich bis nach Berlin oder sonst wohin fahren? Alleine? Es war alles hoffnungslos in meinen Augen.“ Doch sie gibt nicht auf. „Ich bin ein sehr willensstarker Mensch, von klein auf durch die ganzen Umstände. Meine Cousine hat mir geraten, bei der Krankenkasse anzurufen.“

Die Rolle der Krankenkasse: Unterstützung und Grenzen

Der Kontakt zur Krankenkasse ist ein Wendepunkt. „Die Dame war sehr freundlich, hat mir erklärt, wie der Antrag funktioniert, welche Unterlagen ich brauche und welche Ärzte Cannabis verschreiben dürfen.“ Ines erfährt, dass längst nicht alle Ärzte bereit sind, Cannabis zu verschreiben – viele fürchten sich vor Bürokratie oder haben schlicht keine Erfahrung. „Aber ich habe gelernt: Wer nicht aufgibt, findet irgendwann einen Weg.“

Tatsächlich findet Ines schließlich einen Arzt, der offen für neue Therapien ist. „Er hat sich Zeit genommen, meine Geschichte angehört und gemeinsam mit mir einen Antrag für die Krankenkasse gestellt.“ Nach einigen Wochen kommt die Bewilligung – und für Ines beginnt ein neues Kapitel.

Erste Erfahrungen mit Medizinalcannabis: Hoffnung, Wirkung und neue Lebensqualität

Die ersten Tage mit Medizinalcannabis sind für Ines eine Mischung aus Skepsis und Hoffnung. „Ich habe mit einer niedrigen Dosis angefangen, wie es mir empfohlen wurde. Die Wirkung war nicht sofort spürbar, aber nach einigen Tagen habe ich gemerkt: Die Nervenschmerzen werden weniger, ich kann besser schlafen und fühle mich insgesamt ausgeglichener.“

Besonders beeindruckt ist sie davon, wie mild die Nebenwirkungen sind – vor allem im Vergleich zu früheren Medikamenten. „Opioide haben mich immer müde und antriebslos gemacht. Bei Cannabis hatte ich das Gefühl, wieder am Leben teilzunehmen.“ Mit der Zeit kann sie andere Medikamente reduzieren oder ganz absetzen. „Allein durch das, was ich jetzt erlebe – das Freiwerden von unangenehmen Nebenwirkungen – bin ich super dankbar.“

Die Parallelen zu Epilepsie: Nervenerkrankungen, Stigmatisierung und Lebensqualität

Im Austausch mit anderen Patientinnen und Patienten, etwa in Selbsthilfegruppen oder Foren, stellt Ines fest: Viele Erfahrungen sind ähnlich – unabhängig davon, ob es um Glaukom, Epilepsie oder andere chronische Nervenerkrankungen geht. „Ich habe Menschen kennengelernt, die nach Jahren voller Schmerzen und Einschränkungen durch Cannabis endlich wieder am Leben teilnehmen können. Das betrifft nicht nur Glaukom, sondern auch Epilepsie. Die Anfälle werden weniger, die Nachwirkungen schwächer, und die Lebensqualität steigt.“

Auch die gesellschaftlichen Hürden ähneln sich: „Viele trauen sich nicht, offen über ihre Therapie zu sprechen. Sie fürchten Vorurteile oder Missverständnisse – zum Beispiel, dass sie als Drogenkonsumenten abgestempelt werden.“ Ines erlebt selbst, wie sie sich immer wieder erklären muss, wenn sie ihre Medizin in der Öffentlichkeit einnimmt. „Bei Insulin fragt niemand nach, bei Cannabis schon. Das ist ungerecht.“

Stigmatisierung und gesellschaftliche Akzeptanz: Warum wir offen reden müssen

Die Stigmatisierung von Medizinalcannabis ist für Ines eines der größten Probleme. „Es gibt wenig andere Medikamente, bei denen man sich rechtfertigen muss, warum man sie nimmt.“ Sie wünscht sich mehr Aufklärung, sowohl in der Gesellschaft als auch bei Ärztinnen und Ärzten. „Viele wissen gar nicht, wie groß der Nutzen von Cannabinoiden in der echten medizinischen Versorgung sein kann. Es geht um Lebensqualität, Alltagstauglichkeit – nicht um Rausch.“

Auch Apothekerinnen und Apotheker spielen eine wichtige Rolle. „Ich habe schnell gemerkt, wer sich auskennt und wer nicht. In spezialisierten Apotheken bekommt man gute Beratung und Unterstützung, auch bei Fragen zur Dosierung oder zu Wechselwirkungen.“

Erfahrungen anderer Betroffener: Epilepsie, Parkinson und chronische Schmerzen

Ines berichtet von Begegnungen mit anderen Patientinnen und Patienten, deren Geschichten sie berührt haben. „Ich kenne jemanden mit starker Epilepsie, der nach der Cannabistherapie wieder Vollzeit arbeiten kann. Die Anfälle sind weniger geworden, die Nachwirkungen schwächer. Oder eine Frau mit Parkinson, die unter der Therapie wieder entspannt mit ihrem Arzt sprechen konnte – das wäre vorher nicht möglich gewesen.“

Diese Erlebnisse zeigen, dass Medizinalcannabis vielen Menschen helfen kann – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Erkrankung. „Es gibt so viele Beispiele, die nie in medizinischen Statistiken auftauchen, aber das Leben der Betroffenen grundlegend verändern.“

Wissenschaftliche Hintergründe: Warum Cannabis bei Nervenerkrankungen wirkt

Die Wirkung von Medizinalcannabis beruht auf dem sogenannten Endocannabinoid-System – einem Teil des Nervensystems, der viele wichtige Funktionen steuert: Schmerzempfinden, Schlaf, Entzündungen und mehr. „Wir tragen diese Rezeptoren in uns, und manchmal produziert der Körper nicht genug eigene Cannabinoide. Dann kann eine gezielte Zufuhr von außen helfen, das Gleichgewicht wiederherzustellen“, erklärt Ines, die sich intensiv informiert hat.

Studien belegen, dass Cannabinoide wie THC und CBD die Leitfähigkeit von Nerven unterstützen, Schmerzen lindern und bei Epilepsie die Anfallshäufigkeit reduzieren können [1][2]. „Das erklärt, warum viele Patientinnen und Patienten mit Glaukom oder Epilepsie von der Therapie profitieren.“

Sicherheit, Nebenwirkungen und der richtige Umgang mit Medizinalcannabis

Ein wichtiges Thema für Ines ist die Sicherheit der Therapie. „Ich habe mich natürlich gefragt, wie gefährlich Cannabis wirklich ist. Aber mein Arzt hat mir erklärt: Es gibt keine Organschäden wie bei anderen Medikamenten, keine bekannten Todesfälle und die meisten Nebenwirkungen sind mild und vorübergehend.“

Sie betont die Bedeutung der ärztlichen Begleitung: „Die Dosierung muss individuell angepasst werden. Ich habe mit einer niedrigen Dosis angefangen und langsam gesteigert. Mein Arzt hat mich regelmäßig kontrolliert, Nebenwirkungen besprochen und die Therapie angepasst.“

Wichtig ist auch die offene Kommunikation mit dem Umfeld. „Ich habe meiner Familie und meinen Freunden erklärt, warum ich die Therapie mache. Wer ehrlich ist und aufklärt, bekommt oft Verständnis – auch wenn nicht alle sofort überzeugt sind.“

Tipps für Betroffene: So gelingt der Weg zur Cannabistherapie

Aus ihren eigenen Erfahrungen gibt Ines folgende Tipps weiter:

  • Nicht aufgeben: Der Weg zur Cannabistherapie ist oft lang und steinig. Wer dranbleibt, findet meist einen Weg.
  • Gut informieren: Seriöse Quellen nutzen, mit anderen Betroffenen austauschen und bei spezialisierten Ärzten und Apotheken nachfragen.
  • Antrag bei der Krankenkasse: Frühzeitig mit der Krankenkasse Kontakt aufnehmen, alle Unterlagen sammeln und sich Unterstützung holen.
  • Geduld bei der Dosierung: Mit niedriger Dosis starten, langsam steigern und regelmäßig mit dem Arzt besprechen.
  • Offen mit dem Umfeld reden: Wer ehrlich erklärt, warum er die Therapie braucht, kann Vorurteile abbauen.

Parallelen und Zusammenhänge: Glaukom, Epilepsie und andere Nervenerkrankungen

Die Erfahrungen von Ines zeigen: Viele neurologische Erkrankungen teilen ähnliche Herausforderungen – Schmerzen, Einschränkungen im Alltag, lange Therapiewege und gesellschaftliche Stigmatisierung. „Ob Glaukom, Epilepsie oder chronische Schmerzen – es geht immer um Lebensqualität. Medizinalcannabis kann für viele eine Chance sein, wieder aktiv am Leben teilzunehmen.“

Sie betont: „Jeder Mensch reagiert anders. Was für den einen funktioniert, hilft dem anderen vielleicht nicht. Aber es lohnt sich, neue Wege zu gehen und offen zu bleiben.“

Fazit: Ein Plädoyer für Offenheit, Aufklärung und individuelle Wege

Für Ines ist Medizinalcannabis mehr als nur ein Medikament – es ist ein Symbol für Selbstbestimmung, Hoffnung und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. „Ich wünsche mir, dass mehr Menschen die Chance bekommen, diese Therapie auszuprobieren – ohne Angst vor Vorurteilen oder Ablehnung.“

Sie appelliert an Ärztinnen, Ärzte und die Gesellschaft: „Wir brauchen mehr Aufklärung, mehr Offenheit und weniger Bürokratie. Es geht um Menschen, um Lebensqualität und um die Chance auf ein besseres Leben.“

Schritt für Schritt zur Cannabistherapie

Wir helfen Ihnen dabei, die Therapie mit Medizinalcannabis so einfach wie möglich zu starten, um schnell Ihre Symptome zu lindern. So kommen Sie zu Ihrem individuellen Therapieplan

Infos einholen

oder

Wir haben Ihnen einige qualifizierte Telemedizinplattformen ausgesucht damit Sie die medizinische Cannabistherapie starten können. Sie können auch zu einem beliebigen Humanmediziner gehen, um sich beraten zu lassen. Mit dem Button gelangen Sie zur Arztsuche in Deutschland.

KBV Arztsuche

Gehen Sie auf die Seite eines ausgewählten Telemediziners

Vereinbaren Sie online einen Termin und klären Sie Ihre Symptomatik.

Rezept für Medizinisches Cannabis einlösen

Lösen Sie das Rezept in einer Partner-Apotheke ein und erhalten Sie Ihr Medikament.

Therapie starten und beobachten

Ihr Telemediziner steht Ihnen jederzeit zur Verfügung, um Dosierungen anzupassen und den Erfolg zu kontrollieren.

Häufig gestellte Fragen

Es gibt einige Berichte von Betroffenen oder Eltern, die über weniger Anfälle dank CBD berichten. Die mediale Berichterstattung über spektakuläre Einzelfälle hat die Erwartungen erhöht. Man sollte solche Fallberichte aber mit Vorsicht betrachten, da es sich um subjektive Erfahrungen handelt.

Bei medizinischer Anwendung unter ärztlicher Aufsicht ist das Abhängigkeitsrisiko von Medizinalcannabis gering, da die Dosis und die Verschreibungsmenge sorgfältig von dem/der behandelnden Ärzt:in überwacht werden.

Die häufigsten Nebenwirkungen sind u. a. anfängliche Müdigkeit, Schwindel oder trockener Mund.4 Die meisten Nebenwirkungen treten zu Beginn der Therapie auf und lassen mit der Zeit nach. Durch eine ärztliche Begleitung und individuelle Dosierung können die Nebenwirkungen minimiert werden. Bei Unsicherheiten sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin.

4 Bar-Lev Schleider L, Mechoulam R, Sikorin I, Naftali T, Novack V. Adherence, Safety, and Effectiveness of Medical Cannabis and Epidemiological Characteristics of the Patient Population: A Prospective Study. Front Med (Lausanne). 2022 Feb 9;9:827849. doi: 10.3389/fmed.2022.827849.